Die Künstliche Intelligenz (KI) hat im Laufe der letzten Jahre sehr große Sprünge gemacht, und auch in der Reisebranche finden sich immer mehr Beispiele dafür, wie Algorithmen, „machine learning“ und ausgetüftelte Automatisierungsprozesse die Arbeitsabläufe erleichtern und optimieren. Nicolas Götz ist mit seinem Team einer der Pioniere auf diesem Gebiet und geht mit seiner Firma adigi.ai neue Wege.

Dabei gehört er schon fast zu den alten Hasen im OTA-Gewerbe – sein Online-Reisebüro nix-wie-weg.de ist seit 1996 online, damals noch als reines Online-Reisebüro, seit 2008 gibt es aber auch mehr Beratung vor Ort im Büro, das Team wuchs, und die Expansion ging fleißig weiter.

Erste Automatisierungsschritte

Um die stetig wachsende Anfragesituation bewältigen zu können, beginnt Nic dann erste Automatisierungsprozesse zu etablieren – insbesondere, um Anfragen zu bearbeiten, die eher suboptimal beantwortet werden können. Dazu gehören z.B. die klassichen Einzeiler-Anfragen à la „Ich möchte eine Woche nach Malle – was können Sie da für mich machen?“

So ging es los mit recht einfachen „Wenn…, dann“-Sachen (überhaupt hört sich das alles doch gar nicht so kompliziert an, wenn Nic locker-flockig über das Thema redet), doch mittlerweile geht es schon um komplexere Programmierungen im NLP-Bereich (also „natural language processing“) und gar NLU („natural language understanding“). Die KI kann auch unstrukturierten Text „verstehen“, z.B. auch krude WhatsApp-Nachrichten, die jemand mal schnell „daherwurschtelt“. Praktisch.

Bessere Urlaubsberatung durch künstliche Intelligenz?

Nic hat die Erfahrung gemacht, dass durch die Automatisierung die Betreuung der Kunden besser geworden ist, es gibt viel mehr Interaktion und schnelleres Feedback, da die KI in nur wenigen Minuten auf die Anfragen „reagieren“ kann. Dadurch haben die Reiseberater nicht nur mehr Zeit für die interessanteren Anfragen, die menschliche Expertise benötigen, sondern auch der Umsatz ist gestiegen.

Für größere Reisebüros, die etwa 1000 Anfragen und mehr im Monat erhalten, könnte adigi.ai sehr interessant und darüber hinaus skalierbar sein. Nic und sein Team arbeiten allerdings schon fleißig daran, die Software auch für kleinere Reiseunternehmen verfügbar zu machen. Eine Vergütung erfolgt nur dann, wenn auch Buchungen gemacht werden mithilfe von Adigi.

Dass diese neuen Möglichkeiten von größerem Interesse sind, zeigt auch die Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium (bzw. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und nicht etwa Technik, wie John in der Podcast-Episode meinte).

Um die Software flächendeckender einsetzen zu können, ist allerdings noch eine bessere Digitalisierung notwendig. Bleibt zu hoffen, dass die aktuelle Coronakrise die digitale Entwicklung der Tourismuswirtschaft weiterhin befeuert. Wir sind jedenfalls sehr gespannt wie es mit Nic, Adigi und der künstlichen Intelligenz beim Reisen weitergehen wird.